Katholikenrat erörtert pastorale Aufbrüche im Bistum und das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen. Bericht von der Frühjahrsvollversammlung 2024.

DIPPOLDISWALDE. “Ehrenamtliche sind keine Notlösung. Sie sind kompetent, gerade auch spirituell – aufgrund ihrer Lebens- und Glaubensgeschichte. Toll, wenn sich die pastorale Praxis in einer Gemeinde vom ‘Ich’ hin zum ‘Wir’ verändert.” Erfahrungen des Dresdener Pfarrers Michael Gehrke, die er dem Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen auf dessen Frühjahrsvollversammlung im Winfriedhaus in Schmiedeberg (Dippoldiswalde) schilderte. Die Delegierten aus den Pfarreien und Verbänden des Bistums erörterten in der katholischen Kinder- und Jugendbildungsstätte neue Wege und Möglichkeiten für ein lebendiges Gemeindeleben in Zeiten von Strukturwandel und Sparzwängen. 

Als Impulsgeber reflektierte Gehrke seine eigene Entwicklung. “In meinen ersten Jahren als Pfarrer verstand ich mich immer als der ‘Macher’, ohne die Gemeinden allzu viel einzubeziehen.” Das sehe er inzwischen völlig anders. “Die Menschen, die vor Ort da sind, sind das Volk Gottes! Das respektvolle Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen auf Augenhöhe ist essentiell.“ Transparenz, Dankbarkeit, Verlässlichkeit und Kritikfähigkeit seien dabei Schlüsselhaltungen.

Konkrete Beispiele für neue Formen und Aufbrüche wurden auch vorgestellt. Beim Format “Seelenklang” aus Crimmitschau zieht ein Team aus Ehrenamtlichen mit Musik und spirituellen Impulsen regelmäßig viele Gäste an. “LUV – Tiefer ins Leben” ist ein Inspirationsworkshop für Sinnsuchende, den Dresdner Christinnen und Christen ausprobiert haben. Wie aus dem vor sechs Jahren entwickelten Pastoralkonzept der Pfarrei St. Martin in Dresden neue Angebote wie der Familiengottesdienst “Kirche kunterbunt” entstanden sind, erläuterte Martin Arnhold, der die Pfarrei im Katholikenrat vertritt. 

Auch zu weiteren aktuellen Themen brachten sich die Ratsmitglieder auf den Stand der Dinge: Über die Arbeit für und mit Geflüchteten in Sachsen und Ostthüringen berichtete Norbert Waldhelm vom Caritas-Diözesanverband. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass sich Verbände wie Caritas und Malteser hierbei stärkere Unterstützung durch die Gemeinden im Bistum erhoffen. “Da ist noch viel Luft nach oben”, so eine Teilnehmerin. 

Michael Köst von der Interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) informierte über die Anforderungen an eine Aufarbeitungsstudie, die das Gremium beauftragen will: “Wir brauchen eine Studie mit systemischen Konsequenzen, die Betroffene ermächtigt, Partizipation der Gemeinden ermöglicht und zu Verantwortungsübernahme bei den Tätern führt.” 

Schließlich lud die Ratsvorsitzende Martina Breyer zum 103. Deutschen Katholikentag nach Erfurt ein: “Vom 29. Mai bis zum 2. Juni sind Christinnen und Christen aus dem ganzen Land zu Gast hier im Osten Deutschlands. Eine Chance, neue Menschen und Ideen kennenzulernen, sich zu zentralen Fragen unserer Zeit auszutauschen – aber auch zu zeigen, was das Christsein in unserer Region ausmacht. Kommen Sie nach Erfurt und bringen Sie am besten Ihre ganze Familie mit!” 

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen repräsentiert als demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung das katholische Kirchenvolk in Sachsen und Ostthüringen. Die nächste Vollversammlung ist für den 25. und 26. Oktober in Schmochtitz geplant. 

Vom Ich zum Wir: frische Ideen fürs Gemeindeleben in Zeiten der Veränderung