Nachdenken über die Aufgabe von Christinnen und Christen in der Gesellschaft – Rat wählt seine Delegierten in neuen Diözesanpastoralrat – Austausch mit Bischof
SCHMOCHTITZ. “Es heißt oft, die Christen seien hierzulande ja nur eine Minderheit. Doch stellt man sich die Pro-Kopf-Zahl der Menschen vor, die sich bei uns zu den Kirchen zugehörig fühlen, dann ist das eine wirklich große Gruppe – machen wir uns also nicht zu klein!” Sachsens Justizministerin Constanze Geiert, selbst Katholikin, forderte beim Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen mehr Selbstvertrauen beim gesellschaftlichen Engagement von Christen in der Region. “Wir sind eine relevante und sichtbare Gruppe und können etwas bewirken.” Der Austausch mit der CDU-Politikerin war der Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Kirchenvolksvertetung für Sachsen und Ostthüringen im Bildungsgut Schmochtitz St. Benno.
Die Frage, wie die Kirchen und die Menschen in ihnen die Veränderungen unserer Zeit konstruktiv mitgestalten können, zog sich als roter Faden durch die zweitägige Konferenz. So ging es darum, wie die Gemeinden auf Christinnen und Christen mit anderer Muttersprache zugehen können. Ob spanisch, polnisch, ukrainisch oder vietnamesisch – längst gehört es zur Realität der Pfarreien im Bistum Dresden-Meißen, dass Gläubige aus anderen Ländern hier leben, Gottesdienste besuchen, nach einer neuen Glaubensheimat suchen und den Wunsch nach Seelsorge haben.
Claudia Leide aus dem Leitungsteam der Hauptabteilung Pastoral und Verkündigung im Bischöflichen Ordinariat informierte zu Zahlen und Strategien der Kirche. “Sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen, ist der Schlüssel zu einem guten Miteinander. Wie sind die Lebensrealitäten dieser Menschen? Wie beten sie oder feiern Gottesdienste? Um das zu erfahren, braucht es vor allem persönliche Begegnungen.” Viele Pfarreien des Bistums seien hier längst auf einem guten Weg – die “neuen Gesichter” in den Kirchenbänken und Gemeindesälen werden in der Regel als Bereicherung empfunden.
Und doch: Zahlreiche Gotteshäuser und andere kirchliche Immobilien können künftig nicht mehr genutzt oder bewirtschaftet werden. Hier sind neue Ideen und Konzepte gefragt. Zu Möglichkeiten der Umnutzung oder ergänzenden Nutzung von Gemeindeimmobilien gab Albert Gerhards, emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn, Auskunft. So werden mancherorts in Deutschland Kirchen zu Begegnungsräumen, Co-Working-Spaces oder Kolumbarien umgestaltet, in denen auch weiterhin der sakrale Charakter der Gotteshäuser wahrnehmbar bleibe. Gelungene Beispiele aus Sachsen seien die Heilandskirche in Leipzig-Plagwitz, die zum Stadtteilzentrum “Westkreuz” umgestaltet wurde, oder das Inklusionshotel Philippus, das rund um die nach einer Gemeindefusion überzählig gewordene Philippuskirche in Leipzig-Lindenau entstanden ist.
Gast auf der Herbstvollversammlung war auch Bischof Heinrich Timmerevers. Er teilte seine Wahrnehmungen zu den aktuellen Transformationsprozessen im Bistum und betonte, dass man die Menschen in ihren Emotionen begleiten wolle. Zudem warb er für den reformierten Diözesanpastoralrat. Im Zuge der Neuausrichtung der Beratungsstrukturen im Bistum setzt dieses Gremium künftig verstärkt auf ein synodales Miteinander und ist als zentrales pastorales Beratungsorgan des Bischofs konzipiert. Fünf Mitglieder des Katholikenrates werden dem neuen Diözesanpastoralrat angehören: Martina Breyer (Trebsen), Alexander Fischer (Altenburg), Hubertus Milke (Leipzig), Andreas Bayer (Crimmitschau) und Rafael Ledschbor (Ralbitz) wurden hierfür gewählt.
Des Weiteren stellte die Theologieprofessorin Maria Häusl (TU Dresden) das Programm des Jahres der jüdischen Kultur in Sachsen 2026 mit dem Titel “Tacheles” vor. Ein besonderes Angebot zur aktiven Teilnahme für Gemeinden und Gruppen wird durch eine ökumenische Initiative erarbeitet und Ende November vorgestellt. Dr. Thomas Arnold aus Dresden gab ein Update zur Arbeit des Synodalen Ausschusses in der deutschen katholischen Kirche. Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen repräsentiert als demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung das katholische Kirchenvolk in Sachsen und Ostthüringen. Die nächste Vollversammlung ist für den 18. April 2026 in Chemnitz geplant.









